Die kulturelle Vielfalt der Türkei spiegelt sich auch in der Namensgebung weiter – viele türkische Vornamen sind seit Jahrhunderten in Gebrauch

Die Türkei ist ein Vielvölkerstaat, in dem seit Jahrhunderten Kulturen und Religionen auf dem ehemaligen Kerngebiet des Osmanischen Reiches miteinander leben. Diese Multikulturalität hat ihre Spuren in der Namensgebung hinterlassen. Türkische Vornamen sind nicht Modewellen wie in Westeuropa oder den USA unterworfen. So ist der Name Ali heute noch genauso beliebt, wie er es vor 300 Jahren schon war. Interessant ist, dass sich aus dem Vornamen nicht die soziale Herkunft ableiten lässt. Hatice kann die Tochter eines Großindustriellen sein, aber auch die eines Tagelöhners. Allgemein gilt, dass religiöse Familien gerne die arabischstämmigen Namen verwenden und national gesinnte Türken ihren Kindern alte türkische Vornamen geben. Die Aleviten, eine schiitische Religionsgemeinschaft, bevorzugt für ihre Kinder türkische Vornamen wie Ali oder Can. Zuweilen gibt es bestimmte Modewellen, die vor allem die vornehme Istanbuler Gesellschaft packt. Bestimmte Silben werden dann an klassische Namen angehängt, aus Ali wird Alican, aus Metin ein Metincan und aus Onur ein Onurcan. Die Silbe „can“ bedeutet Leben. Mit Namen und Silben zu spielen ist rechtlich zulässig, solange es sich um Namen handelt, die der türkischen Kultur entsprechen.

Türkische Vornamen sind oft geschlechtsneutral

Ausländische Namen geben türkische Eltern ihren Kindern nicht. Das liegt zum einen am Stolz auf die eigene Kultur, auf der anderen Seite jedoch schlichtweg am Gesetzgeber. Viele türkische Vornamen sind geschlechtsneutral, was bedeutet, dass sie sowohl Jungen als auch Mädchen gegeben werden. Beispiele hierfür sind die sehr populären Namen Deniz und Engin. Anhand des Namens und seiner Schreibweise lässt sich kein Geschlecht festmachen. Denn die türkische Sprache kommt ohne das grammatikalische Geschlecht aus. Namen, die mit den Buchstaben „i“ oder „a“ enden können, anders als in der deutschen Sprache, nicht dem weiblichen Geschlecht zugeordnet werden. Viele Namen haben eine nachvollziehbare, wörtliche Bedeutung, die oft sehr poetisch ist.

Klassische türkische Namen

So finden sich noch heute türkische Vornamen für beide Geschlechter, die an die Zeiten erinnern, als die Türken sich als Steppenvolk in Zentralasien lebten und sich nach und nach westwärts bewegten. Dazu zählen vor allem die Namen, die auf „-han“ enden. Diese sind eine Art Tribut an den türkisch-mongolischen Herrschertitel Khan. Klassische türkische Vornamen sind:

  • Mohammed – der Gelobte, der Lobenswerte,
  • Hatice – die Erstgeborene, Frau des Propheten Mohammed,
  • Kemal – der Reife, der Vollständige,
  • Selma – die von Gott Beschützte oder
  • Serdar – der Prinz, der Anführer.

Türkische Vornamen für Frauen enden eher selten auf „-han“, doch Ausnahmen bestätigen auch hier die Regel. Prominentes Beispiel ist Perihan, was übersetzt Königin der Feen bedeutet. Andere Namen spielen auf Charaktereigenschaften oder das äußerliche Erscheinungsbild an, das für den Träger oder die Trägerin gewünscht wird. So bedeutet

  • Nur / Nour – hell, glanz, Licht
  • Havva – die Dunkelhäutige
  • Devin – der Fleißige, der Dichter und
  • Esra – der Herzliche

Sehr beliebt sind die Vorsilben

  • Can („Seele“, „Leben“),
  • Ay („Mond“) sowie
  • Gül („Rose“).

Der Kreativität der Namensbildung sind für türkische Vornamen daher fast keine Grenzen gesetzt. Das türkische Alphabet hat mehr Buchstaben als das deutsche, einige Buchstaben werden mit Akzenten geschrieben. Türkische Vornamen dieser Art werden in Deutschland dann stets mit den normalen Buchstaben geschrieben, was bei der Namensgebung zu berücksichtigen ist.

Namen aus dem Koran sind zu allen Zeiten sehr beliebt

Türkische Vornamen sind oft mit dem Islam und dann direkt mit dem Koran oder dem Umfeld des Propheten verbunden. Anstatt der arabischen Originalversion präsentieren sie sich jedoch in einer türkischen Variante. Aus

  • Omar wird Ömer – langes Leben
  • und aus Khadidja wird Hatice – die Erstgeborene, Frau des Propheten Mohammed.

Türkische Vornamen für Mädchen

  • Aleyna – Geschenk Gottes
  • Aliyah – die Erhabene, Geschenk Gottes
  • Amina – die Vertraute, die Fleißige, die Mutige
  • Amira – die Prinzessin, die Herrscherin
  • Aylin – die Sonnige, die Strahlende
  • Aysel – wilder Fluss, Mond
  • Ayten – Haut wie Mondlicht
  • Azra – die Reine
  • Cemile – die Schöne, die Auffallende
  • Defne – Lorbeer
  • Ecrin – Geschenk Gottes
  • Elif – die Schlanke
  • Emine – die Zuverlässige, die Vertraute
  • Enisa – die Geliebte, die Gefährtin
  • Eylül – September
  • Fatma – Tochter des Propheten Mohammed,
  • Hacer – die Verlässliche, Fels
  • Hatice – die Erstgeborene, Frau des Propheten Mohammed
  • Havva – die Dunkelhäutige
  • Hayriye – die Gesegnete, die Gute
  • Kadriye – die Ehrbare, die Stolze
  • Leyla / Layla – schöne Nacht
  • Makbule – die Erwünschte
  • Mara – aufgehende Sonne, die Bittersüße
  • Medina – Stadt des Propheten
  • Meryem – die Gläubige, Jungfrau Maria
  • Miray – die Sonnige, die Strahlende
  • Nehir – Fluß, Bach
  • Nur / Nour – hell, glanz, Licht
  • Sara – die Prinzessin, die Herrscherin
  • Selin – die Liebliche, die Begabte, Freude
  • Selma – die von Gott Beschützte
  • Sevim – die Liebenswerte
  • Yasar – langes Leben
  • Zehra – die Reine, Blume
  • Zeliha – Wasserfee
  • Zeynep – Edelstein

Türkische Vornamen für Jungen

  • Abdullah – Diener Gottes
  • Ahmet – der Gelobte, der Lobenswerte
  • Ali – der Edle, der Erhabene
  • Amir – der Prinz, der Herrscher
  • Ayaz – strenge Kälte in heller Winternacht
  • Berat – der hoch Angesehene
  • Can – der Lebendige, der Reine
  • Devin – der Fleißige, der Dichter
  • Dilan – der Schnelle, der Nachtreisende
  • Eda – der Liebenswerte
  • Elyas – Gott ist mächtig
  • Emir – der Prinz, der Herrscher
  • Esra – der Herzliche
  • Eymen – richtiger Weg
  • Halil – der gute Freund
  • Hamza – der Starke, der Heldenhafte
  • Hasan – der Gute, der Schöne
  • Hüseyin – der kleine Liebling
  • Ibrahim – Glaubensvater, Prophet
  • Ilyas – Gott ist mächtig
  • Ismail – Sohn des Propheten Ephraim
  • Kaya – der Ruhige, der Fels
  • Kemal – der Reife, der Vollständige
  • Mahmut – der Gelobte, der Lobenswerte
  • Makbule – der Gewünschte, Wunschkind
  • Malik – der Herrscher
  • Mehmet – der Gelobte, der Lobenswerte
  • Mirac – Himmelspforte
  • Mohammed – der Gelobte, der Lobenswerte
  • Muhammed – der Gelobte, der Lobenswerte
  • Mustafa – der Auserwählte, der Gütige
  • Ömer – langes Leben
  • Osman – Gründer des Osmanisches Reiches
  • Ramazan – der Gütige, der Gerechte
  • Recep – der Würdige, der Prächtige
  • Salih – der Richtige, der Fromme
  • Serdar – der Prinz, der Anführer
  • Timur – der eiserne Krieger
  • Yasar – langes Leben
  • Yusuf – Gott gibt